Hydroponik – Anbau in Hydrokultur

Klimawandel, Pflanzenschutz und Düngung stellen die Landwirtschaft vor immer größere Herausforderungen. Eine Antwort darauf ist der geschützte Anbau von Kulturpflanzen in einem hydroponischen System.

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Hydroponik, den der Wissenschaftler Dr. W. F. Gericke bereits 1940 prägte und der sich aus dem griechischen „Hydro“ (Wasser) und „Ponos“ (Arbeit) zusammensetzt?

Wie Hydroponik funktioniert

Kurz zusammengefasst wachsen die Pflanzen nicht in der Erde, sondern die Wurzeln hängen in einer Nährstofflösung. Dieses Gemisch aus Wasser und Nährstoffen versorgt die Pflanze mit allen Mineralien, die sie für ihr Wachstum benötigt. Dabei pumpt das hydroponische System Wasser und Nährstoffe aus Tanks zu den Pflanzen. Flüssigkeit, die die Pflanzen nicht aufsaugen, läuft zurück in die Behälter und wird wiederverwendet. Es kann also kein Wasser im Boden versickern, wie das bei der konventionellen Landwirtschaft der Fall ist. Eine der bekanntesten Hydroponik-Methoden ist die Nährstoff-Film-Technik (NFT), die sich besonders für leichte und schnell wachsende Kulturen, wie Salate oder Kräuter eignet. Im NFT-System wachsen die Pflanzen in Kunststoffrinnen, durch die die Nährstofflösung fließt.

Die Vorteile der Hydroponik

Da das Wasser zirkuliert, anstatt im Boden zu versickern, kann die Landwirtschaft durch ein hydroponisches System bis zu 90 Prozent Wasser sparen. Weitere wichtige Pluspunkte in Sachen Nachhaltigkeit und Kosten: Es werden deutlich weniger Dünger und Pflanzenschutzmittel gebraucht. Und ungenutzte Dünger und Pflanzenschutzmittel gelangen nicht in den Boden und ins Grundwasser. Durch die zielgerichtete Steuerung der Anbaubedingungen und die kontrollierte Versorgung mit Nährstoffen lassen sich wesentlich höhere Erntequoten pro Quadratmeter als beim konventionellen Anbau erzielen. Zudem ist der geschützte Anbau unabhängig von Umweltfaktoren und Temperaturschwankungen.

Pfalzmarkt Pilotprojekt

Seit 2021 pflanzt der Pfalzmarkt in Hochdorf-Assenheim versuchsweise Salat im Hydroponik-System an. Die Erzeugergemeinschaft testet hier, ob das Verfahren als zusätzliche Anbaumethode zum Freiland genutzt werden kann. Die Anlage – ein NFT-Rinnensystem mit rund 44.000 Pflanzlöchern – ist mit einem hohen Technisierungsaufwand verbunden. Daher werden wichtige Parameter, wie zum Beispiel die Kosten für Pflanzenschutz- und Düngemittel, Wassereinsatz, Energieverbrauch, Erträge, Erntequoten, Qualitätsstabilität, Gewinn und Arbeitsaufwand erfasst und ausgewertet.

Die Anlage wird täglich justiert. Eine Herausforderung dabei ist die exakte Einstellung des EC-Wertes. Er gibt die elektronische Leitfähigkeit einer Lösung vor und damit Auskunft über die Menge gelöster Salze in einer Nährlösung. Ideal für Salate sind ein EC-Wert von 1,5 und ein ph-Wert von 5,8. Nährlösung und Wassergabe müssen individuell auf Wachstum und Beschaffenheit eingestellt werden. So können Pflanzen eines Bereichs sich anders entwickeln als die am gleichen Tag gepflanzten Salate eines anderen Bereichs. Auch die Jahreszeit spielt eine Rolle: Im Frühjahr ist die Nährstoff- und Wasseranforderung eine andere als im Sommer, wenn die Pflanzen schneller wachsen.

Jeden Freitag werden neue Lollo-Trio-Setzlinge in das Rinnensystem gepflanzt. Der Pfalzmarkt geht in den zeitlichen Versatz, damit wöchentlich geerntet werden kann. Sechs Wochen dauert es, bis die ganze Anlage bestückt ist. Donnerstags ist Erntetag der Lollo-Trios. In einem kleinen Teilbereich testet der Pfalzmarkt auch Kräuter wie Schnittlauch, Basilikum und Petersilie. Weitere Tests sind mit Tomaten und Paprika geplant. Falls der Run auf Trio-Salate nachlässt, hat die Erzeugergemeinschaft bereits Erfahrung mit anderen Kulturen und kann umsteigen.